Während ich diesen Blogartikel schreibe, könnte meine Vorfreude nicht größer sein, denn in ein paar Tagen geht es los. Drei Wochen Island! 

Reisen ist schon seit meiner Kindheit ein Teil von mir. Aber es gab auch Zeiten, in denen ich mich nicht immer so auf Urlaube und Pausen vom Musizieren gefreut habe und es mir sehr schwerfiel zwischen dem Arbeiten und dem Entspannen umzuschalten.

Und während ich nun im hohen Norden verweile, möchte ich in den kommenden Wochen verschiedene Aspekte zu dem Thema Pausen und Musizieren im Blog aufgreifen – wenn Du diesen Artikel liest, bin ich nämlich schon unterwegs.

In diesem ersten Beitrag geht es darum, warum Pausen und Urlaube aus meiner Sicht so wichtig für Deine musikalische Entwicklung sind.

Und solltest Du eher kein Problem damit haben Dein Instrument mal ein paar Wochen ruhen zu lassen, gibt es vielleicht einen anderen Bereich in Deinem Leben, zum Beispiel den Job oder Sport, auf den Du diese Gedanken übertragen möchtest.

Warum mir Pausen und Urlaub vom Musizieren schwer fielen?

Mein ganzes Studium habe ich es mir mehr oder weniger verboten wirklich lange Pausen bzw. Urlaube zu machen.

Klar, ich war schon mal eine Woche unterwegs und habe mein Instrument zu Hause gelassen. Aber bei längeren Urlauben habe ich das Üben meist mit eingeplant und darauf geachtet, dass ich vor Ort üben kann.

Zum Beispiel erinnere ich mich an ein Ferienhaus in Tirol auf 1600m Höhe, wo ich einen Raum in mein Überzimmer verwandelte. Auf dieser Höhe funktionierten die Klarinettenblätter vollkommen anders als ich es gewohnt war. Sie waren extrem schwer und rauschten wie verrückt! Ich kann Dir sagen das Üben machte wirklich keine Freude!

Und im Nachhinein muss ich zugeben, dass ich mir diese doch sehr uneffektive Überei auch hätte sparen können!

Aber damals musste es eben sein.

Klingt bescheuert? 

Heute kann ich das bestätigen!

Damals trieb mich aber das Gefühl etwas zu verpassen. Und, dass in der Zeit, in der ich mich ausruhte, alle anderen fleißig waren und mich überholen würden. 

Auch das frühzeitige planen von Urlauben und festlegen von Pausen habe ich mich sehr lange nicht getraut. Denn es konnte ja immer noch eine spontane Anfrage für ein superspannendes musikalisches Projekt reinkommen. Dadurch waren größere Reisen, die etwas mehr Planung bedurften, eigentlich nicht möglich. 

Der Wendepunkt

2016 stand dann die Frage im Raum, ob ich im kommenden Jahr drei Wochen nach Namibia fahren wollte. Da die Anfrage von Freund*innen kam, die sich dort bereits sehr gut auskannten, war dies wirklich eine außergewöhnlich gute, eventuell auch einmalige Chance. Obwohl ich ein mulmiges Gefühl hatte, sprang ich über meinen Schatten und sagte zu.

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Kam ein außergewöhnliches musikalisches Angebot, bei dem ich mich geärgert hätte nach Afrika zu verreisen?

Ich würde bei der Antwort auf diese Frage sogar soweit gehen, dass kein Angebot der Welt mich dazu gebracht hätte meine Reise in Frage zu stellen. Geschweige denn daran zu denken diese abzusagen.

Während der Reise wurde mir auch klar, dass ich Pausen und Urlaube dringend brauche, um Energie zu schöpfen und Abstand zu gewinnen. Außerdem wurden mir auch bewusst, warum sich Urlaub vom Musizieren auch richtig lohnen kann!

5 Gründe, warum Pausen Dich in Deiner musikalischen Entwicklung unterstützen. 

#1 Impulse in Pausen verarbeiten und festigen

Pausen, die zuvor ein rotes Tuch für mich gewesen waren, wurden schnell zu einem sehr wertvollen Bestandteil meiner Weiterentwicklung. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich nach dem Urlaub zwar untrainierter beim Spielen bin und nicht so lange durchhalte. Dass sich aber die technischen Dinge, denen ich vor dem Urlaub Zeit gewidmet hatte, verfestigt hatten und ich neue Impulse in der Pause verarbeitet hatte.

Kurz gesagt wir können auf einem anderen Niveau einsteigen als vor dem Urlaub. Und von diesem neuen Punkt aus, ist es dann viel einfacher weiterzuarbeiten und Neues zu integrieren.

#2 Durch Pausen Abstand gewinnen und neu ausrichten

Wie oft habe ich mich in etwas verbissen. Habe für eine längere Zeit in die falsche Richtung gearbeitet. Mir fehlte der nötige Abstand oder auch das Innehalten, um darüber zu reflektieren, ob mich dieses oder jenes wirklich voranbringt.

Eine Pause oder ein Urlaub ermöglicht genau das, wofür im Alltag nicht immer Zeit ist oder wofür wir uns meist keine Zeit nehmen wollen. Nämlich Abstand zu dem Tun zu bekommen, dieses zu hinterfragen und uns dann eventuell neu auszurichten. 

Nach einem Urlaub oder einer Pause können wir wieder frisch an unsere Projekte rangehen, haben den nötigen Abstand und meistens auch neue Ideen, die wir integrieren können. 

#3 Dankbarkeit

Der dritte Punkt schließt an das Thema Abstand gewinnen direkt an. Diesmal geht es aber nicht darum Abstand zum Musizieren zu gewinnen, sondern, zu der eigenen Lebensweise.

Wenn wir verreisen, brechen wir mit unseren Routinen, tauchen in eine neue Welt ein und erweitern unseren Horizont. Wir lernen neue Leute, andere Kulturen und auch andere Probleme kennen.

Mir wird dabei immer bewusst, wie privilegiert wir in der Mitte von Europa sind. Was für eine großartige Freiheit es ist in der Kunst zu arbeiten bzw. eine Arbeit auszuüben, die einem gefällt. Oder auch, wie toll es ist, es sich es leisten zu können ein Instrument zu spielen.

Reisen bringt mich auch oft auf den Boden der Tatsachen. Bringt mir eine neue Perspektive auf den Perfektionismus als Musikerin und auch die Erwartungen, denen wir ausgesetzt sind. Es relativiert diese und lässt mich wieder eine gesunde Einstellung finden.

#4 Mental und körperlich loslassen

Je gestresster wir werden umso verspannter sind wir auch! Der Rücken schmerzt, wir haben Kopfschmerzen und bereits kleine Aufgaben können das Fass zum Überlaufen bringen.

Gerade beim Musizieren funktionieren die Dinge mit einem erschöpften Körper nicht mehr so gut, wie wenn dieser erholt wäre. Darum lohnen sich Pausen umbedingt. Vor allem auch um nicht krank zu werden.

Erholt geht uns außerdem alles viel leichter von der Hand und fühlt sich dazu auch viel besser an. 

Für Dich zusammengefasst

  • Pausen und Urlaube halten Dich in Deiner Entwicklung nicht auf, sondern helfen Dir sogar dabei.
  • Durch Pausen gewinnst Du Abstand, eine gesunde Einstellung, Klarheit und wirst eventuell sogar dankbar dafür, dass Du Musik machen kannst.
  • Es ist sehr wichtig auch mal körperlich und geistig loszulassen. Wir können nicht immer auf 180 laufen.
  • In Pausen setzt sich das Wissen und das neu Gelernte und wir steigen nach einer Pause auf einem neuen Niveau ein.

Fazit

Vor ein paar Jahren hätte ich sicherlich keinen dreiwöchigen Urlaub nach Island geplant und bin deshalb umso froher damals die Anfrage für Namibia bekommen zu haben! Seitdem bin ich wieder regelmäßig unterwegs und ziehe einen großen Teil meiner Kraft und Energie aus diesen Reisen.

Ich möchte Dir mit diesem Beitrag Mut machen Pausen vom Musizieren zu nehmen. Denn anders als eventuell erwartet verpassen wir nichts, wenn wir pausieren, sondern kommen sogar voran. Vorausgesetzt wir haben vorher viel geübt.

Pausen unterstützen uns sogar in unserer Entwicklung und helfen uns Klarheit über die nächsten Schritte und Ziele zu gewinnen.

Es lohnt sich also definitiv Pausen und Urlaube vom Musizieren zu nehmen.

Deine Melina

Was ist Dein nächstes Reiseziel oder wo wolltest du schon immer hinfahren? Was hat Dich schonmal vom Reisen abgehalten? Hinterlasse mir gerne einen Kommentar!